Personalmarketing trifft E-Commerce

Ein traditionelles Familienunternehmen stellt sich in der Krise neu auf

Slim-fit-Masken statt Slim-fit-Hemden & Personalmarketing trifft E-Commerce

In Zeiten von Covid-19 kämpfen viele Unternehmen um ihre Existenz und müssen dafür auch mal um die Ecke denken. Ein Beispiel dafür ist die Modefirma „Rompe Design“ mit Sitz im 700-Seelen-Dorf Müddersheim bei Düren. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Johannes Viethen über das Auf und Ab in der Krise und, wie er gelernt hat, sie für sich und seine Mitarbeiter zu nutzen.

 

Herr Viethen, mit Rompe Design führen Sie ein Modeunternehmen, das sich im Besonderen auf die Fertigung von Berufsbekleidung für Hotellerie und Gastronomie spezialisiert hat. Wie hat sich die aktuelle Lage auf Ihren Betrieb ausgewirkt?

 

Mit einem Umsatzeinbruch von 97%. So stellte sich die Lage von einem Tag auf den anderen für uns dar. Wir produzieren in erster Linie für die Hotellerie, eine der besonders betroffenen Branchen und das macht sich im Umkehrschluss natürlich auch bei uns bemerkbar. Viele unserer Stammkunden mussten ihre Betriebe schließen, Zahlungen wurden ausgesetzt und Aufträge auf unbestimmte Zeit verschoben. Unsere Fest- und Finanzierungskosten müssen wir dennoch nach wie vor bedienen und somit klafft da ein riesiges Loch.

 

Wie sind Sie mit dem plötzlichen Geschäftseinbruch umgegangen? Persönlich, wirtschaftlich, aber auch in Bezug auf Ihre Mitarbeiter.

 

Das Geschäft ist eingebrochen, damit auch die Auftragseingänge. Rechnungen, die wir unseren Kunden nach Lieferung gestellt hatten, wurden nicht bezahlt. Das hat mich natürlich aus der Bahn geworfen. Ich war erstmal überrascht, schockiert und dann bin ich in ein tiefes Loch gefallen und wusste mir nicht mehr zu helfen. Wenn es sonst mal nicht so gut lief, habe ich einfach mehr gearbeitet. Doch jetzt musste ich schlichtweg erkennen, dass mir noch so viel Fleiß nichts bringt, denn es liegt nicht in meiner Hand. Ich kann die Situation nicht beeinflussen und sie nicht selbst ändern. Ein unschönes Gefühl von Hilflosigkeit breitete sich in mir aus.

 

Irgendwann habe ich mich dann gefangen, der Realität ins Auge geschaut und erkannt, dass ich jetzt alles tun muss, um jegliche Kosten auf ein Minimum herunterzufahren. So kamen auch wir nicht umhin alle Mitarbeiter auf Kurzarbeit „0%“ zu setzen. Übrig waren nur noch mein Sohn und ich. Ich erinnere mich noch genau an dieses Gefühl als wir uns am Freitag von den Mitarbeitern verabschiedet haben. Es war tieftraurig und hat sich so endgültig angefühlt, als würden wir uns womöglich nie wiedersehen. Diese Situation hat mich wieder zurückgeworfen in die Depression.

 

Dann wurde die Soforthilfe in NRW angekündigt, die ich umgehend beantragte und binnen weniger Tage, hatte ich die 25.000 EUR Soforthilfe auf dem Konto. Da hat die Politik vorbildlich gehandelt.

 

Heute haben Sie die Produktion umgestellt und nähen jetzt statt Slim-fit Hemden, Slim-fit Mundmasken. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

 

Ich selbst gar nicht. Um ehrlich zu sein war ich anfangs auch nicht so angetan davon. Meine Frau, die Gründerin von Rompe Design, hatte die Idee und auch einige unserer Mitarbeiter riefen an, um die Produktionsumstellung vorzuschlagen. Das war unsere Rettung. Wir haben mit 500 Masken pro Woche angefangen, heute produzieren wir 25.000 Masken in der Woche. Wir konnten und mussten sogar unsere Produktion in Polen und Bulgarien wieder aufnehmen, wo die Menschen auch sehr erleichtert sind, dass sie wieder arbeiten können.

 

„Made in Germany gibt es nicht für 1 EUR.“


 

Was war notwendig, um die Neustrukturierung intern umzusetzen?

 

In unserem Sitz in Deutschland beschäftigen wir ausschließlich so genannte Musternäherinnen, die daran gewöhnt sind, immer schöne Sachen, sehr langsam und sehr hochwertig zu entwerfen und zu nähen – und immer nur ein Teil und immer etwas Neues.

 

Jetzt mussten sie sich an ein neues Tempo gewöhnen, und zwar an das Produktionstempo. Da werden an einem Tag pro Näherin etwa 500 Masken produziert. Das ist schon ein Unterschied und der machte sich bei einigen sogar in Form von Muskelkater bemerkbar. Für Außenstehende mag das befremdlich klingen, aber es ist nicht verwunderlich, wenn man von 1-2 Teilen am Tag zu mehreren Hundert aufdreht. In dieser Lage haben das aber alle gerne in Kauf genommen. Nur so konnten wir unsere Designerin, Schnitttechnikerin und die Näherinnen wieder aus der Kurzarbeit holen, worüber wir sehr glücklich sind. Natürlich sind insbesondere so eine Designerin und eine Schnitttechnikerin überqualifiziert für diesen Job, aber ich bin froh, dass sie da sind und uns unterstützen.

 

Vereinzelt wird Kritik an unseren Preisen geäußert, aber die ergeben sich eben aus dem qualifizierten Personal, das fair entlohnt wird für die hochwertige Arbeit, die es leistet und den allgemeinen deutschen Produktionskosten. Made in Germany gibt es eben nicht für 1 EUR.

 

Die Mundmasken, die Sie fertigen, sind nicht für den Gebrauch von Klinikpersonal geeignet. Für wen sind sie ideal?

 

Sie eignen sich für den Alltagsgebrauch. Durch das Tragen einer Mund-Nasen-Maske schützt man in erster Linie seine Mitmenschen und wenn alle eine tragen, wie es das Robert-Koch-Institut empfiehlt, sind auch alle voreinander geschützt. Ich selbst trage die blau melierte aus unserer Kollektion und habe festgestellt, dass sie mich außerdem davon abhält mir ständig ins Gesicht zu fassen, was wir unbewusst alle Hunderte Male am Tag machen. Und auch das stellt ein Risiko dar, da die Viren über unsere Schleimhäute in unseren Organismus geraten können.

 

Sie produzieren nun also für den Alltagsgebrauch. Damit ändert sich Ihre Kundschaft grundlegend. Welche Vertriebswege nutzen Sie jetzt?

 

Wir haben uns für eine Mischung aus traditionellem Vertrieb und Digitalisierung entschieden und machen damit sehr gute Erfahrungen.

 

Gestartet haben wir klassisch mit unserem Netzwerk, wodurch wir die Gemeinde Vettweiß gewinnen konnten, die gleich mehrere Mundmasken für die örtliche Feuerwehr bestellt hat. Im nächsten Schritt haben wir die Kaltakquise aktiviert, erörtert für wen unser Produkt in Frage kommt und einfach angerufen, um die Masken anzubieten. Auf diesem Wege wurden unter anderem die Sparkasse Düren und Strabag zu unseren Kunden.

Außerdem haben wir einen Online Shop einrichten lassen, den wir über unsere Social-Media-Kanäle wie Facebook und XING bewerben. Das hat sich als besonders effizient herausgestellt, um die Endverbraucher zu erreichen.

 

„Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.“


 

Für die Digitalisierung Ihres Vertriebs haben Sie sich externe Hilfe von einer Personalmarketing Agentur geholt. Warum und wie kommt man auf so eine Idee?

 

(lacht) Ich schlage gerne mehrere Fliegen mit einer Klappe und da war ich nun in dieser Situation mit all diesen Herausforderungen konfrontiert.

 

a – wie baue ich einen Shop und wie erreiche ich damit meine Zielgruppe?
b – wie gehe in dieser Krise am besten mit meinen Mitarbeitern um?
c – wie kann ich dafür sorgen, dass meine Mitarbeiter danach wieder bei mir arbeiten?

 

Ich kann beim besten Willen nicht riskieren auch nur einen meiner hochqualifizierten Mitarbeiter zu verlieren. Gleichzeitig kann ich es mir nicht leisten sie alle durchgängig zu bezahlen. Daher schien mir eine digital gut aufgestellte Personalmarketing Agentur die naheliegendste Lösung. Wir haben uns mit der eTo für eine uns bekannte Agentur entschieden, weil wir wussten, dass sie nicht nur Experten in ihrem Fach sind, sondern, dass sie auch digital fit sind. Das wollten wir uns alles zu Nutze machen und haben es auch getan – mit Erfolg. Ungewöhnliche Situationen erfordern eben ungewöhnliche Maßnahmen.

 

Werden Sie das neue digitale Geschäftsmodell mit Online Shop, das quasi aus der Not heraus entstanden ist, in der Zukunft beibehalten?

 

Auf jeden Fall! Der Shop hat uns wesentlich mehr gebracht als wir uns erhofft hatten. Jetzt machen wir uns schon Gedanken, was wir alles vertreiben können in Zukunft – für Endverbraucher und Geschäftskunden.

Herr Viethen hat es geschafft wieder aufzustehen, wurde mit dem Team kreativ und implementiert jetzt nach und nach die eTo Handlungsempfehlungen zur Bindung seiner MitarbeiterInnen. Machen Sie es wie Herr Viethen und handeln Sie vorausschauend, indem Sie rechtzeitig etwas für Mitarbeiterzufriedenheit und eine attraktive Arbeitgebermarke tun.

 

Wir unterstützen gerne auch Sie – und zwar kostenfrei!

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert Beratungen in der Krise zu 100% – ohne Vor- oder Eigenleistung Ihrerseits (Sie „tragen“ lediglich die MwSt). Wir sind BAFA akkreditiert und beraten Sie zu allen Themen rund um Personalmarketing, Mitarbeiterbindung, Recruiting, Bewerbermanagement und Employer Branding.

 

Vereinbaren Sie jetzt einen Termin mit uns.